Beim Blick auf die Tabelle ist man verblüfft. Von ganz oben grüßt der SC Paderborn. Jener Verein also, der nur durch die Zwangsversetzung des TSV 1860 München dem dritten Abstieg in Serie entkam.

Der Fußball schreibt immer wieder Geschichten, die man kaum glauben mag. Ein aktuelles Beispiel ist unser kommender Gegner, der SC Paderborn. Die "Blau-Schwarzen" aus der ostwestfälischen Bischofsstadt konnten, ohne eigenes Zutun, vor wenigen Wochen den dritten Abstieg in Serie verhindern. Womöglich wäre der Klub, der dann das einmalige Kunststück fertig gebracht hätte von der Bundesliga in die Regionalliga zu stürzen, daran wohl zerbrochen. Doch nach den ersten vier Spieltagen ist ein kleines Wunder geschehen. Paderborn grüßt von der Tabellenspitze. Mit 10 von 12 möglichen Punkten, dazu bereits 14 erzielten Toren (!) haben sie einen Granatenstart hingelegt und diesen auch noch durch den DFB-Pokalsieg gegen den FC St. Pauli veredelt. Selbst eine komplett weiße Weste wäre möglich gewesen, denn beim bisher einzigen Unentschieden führten sie in Halle bis zur 73. Minute bereits mit 4-1, ehe der HFC mit einer fulminanten Schlussoffensive noch wenigstens einen Zähler festmachen konnte. Was ist da los in Paderborn? Wieso explodieren sie gerade so? Massih Wassey,der 29-jährige Spielmacher, der im Sommer von Borussia Dortmund II zum SCP gewechselt ist und nach sechs Pflichtspielen bereits drei Tore erzielt hat, beschreibt es so: "Wir gehen mit sehr viel Demut in jedes Spiel, da wir wissen, wie schnell der Schuss auch wieder nach hinten losgehen kann. Momentan haben wir eine gute Balance. Wir betreiben von Beginn an einen extrem hohen Aufwand und belohnen uns mit viel Spaß".
Für Rot-Weiß Verteidiger Luka Odak ist das alles keine Überraschung: "Die hatten auch letztes Jahr schon eine tolle Truppe. Wenn man daran denkt, wie die hier bei uns gespielt und mit 3-1 gewonnen haben, dann hat man gesehen, was in denen steckt".

Was „in Paderborn steckt“ soll nach Willen von Stefan Krämer und seinem Team möglichst am Samstag nicht zum Tragen kommen. Der Trainer hat dafür schon viele Dinge durchdacht. Wenn heute der Scout, der die letzten Spiele des SCP gesehen und ausgewertet hat, in Krämers Büro aufkreuzt und seine Eindrücke schildert, dann soll abschließend die Taktik geschmiedet werden. Spielen wir wie gegen Hoffenheim oder wie in der Vergangenheit regelmäßig in der Liga?. „Vielleicht mischen wir beides“, sagt der Trainer vielsagend. Schon weil man Paderborn und Hoffenheim nicht vergleichen kann. Unverändert ist das Herausspielen von eigenen Chancen die größte Baustelle. Stefan Krämer: „Das Spiel im letzten Drittel zu trainieren ist das Komplizierteste überhaupt. Wie öffnet man Passwege? Das hat mit vielerlei Dingen zu tun. Nicht zuletzt mit der Passqualität und Ball fernen Läufen. Entscheidend bleibt der Instinkt für Spielsituationen“.

Verzichten muss der Trainer für dieses Spiel ausgerechnet auf Daniel Brückner. "Er ist krank. Seine Klasse wird uns fehlen. Auch er selbst ist traurig. Denn in Paderborn hat er lange gespielt und er ist bei unseren Gästen nach wie vor sehr beliebt". ein Sorgenkind ist auch "Bibo". Christopher Bieber hat einen Schlag in die Beckenregion bekommen. Der Trainer hofft aber, dass er es noch in den Kader schafft. Morten Rüdiger ist ebenfalls leicht angeschlagen.

Auf der heutigen Pressekonferenz äußerte sich der RWE-Trainer auf Nachfrage auch zum gestrigen Vorstoß des DFB, der mit den Fans ins Gespräch kommen will. „Der Anstoß ist grundsätzlich richtig. Man soll sich aber dabei auch auf Augenhöhe begegnen. Beide Seiten müssen sich kompromissbereit zeigen und tragfähige Lösungen erarbeiten, an die sich dann auch alle halten. Fakt ist aber auch: Wenn man in ein Stadion geht, will man nicht, dass einem Raketen um die Ohren fliegen. Die Bilder von Rostock will kein Mensch sehen“.



17.08.2017 \ 1. Mannschaft