Als Frau Dr. Riem Hussein in Wiesbaden die Drittligapartie zwischen dem Gastgeber SV Wehen Wiesbaden und unserem FC Rot-Weiß Erfurt abpfeift, hat RWE das Spiel zwar mit 2:4 verloren. Jedoch hat die Mannschaft ungeachtet aller Querelen rund um den Verein als feststehender Absteiger Charakter gezeigt und den Hessen über weite Strecken des Spieles einen ordentlichen Kampf geliefert.

Trainer Stefan Emmerling muss auf Grund der Verletzung von Marcel Kaffenberger für dieses Spiel die Abwehrformation umbauen. Letztlich entscheidet er sich für eine Dreierkette in der Abwehr. Kapitän Jens Möckel bildet den Fixpunkt. Ihm zur Seite stellt Trainer Stefan Emmerling den nach seiner Verletzung im Testspiel in Aue erstmals wieder aufgebotenen Tobias Kraulich. Seinen ersten Einsatz für Rot-Weiß bestreitet auch Neuzugang Charalampos „Haris“ Chantzopolous in der Abwehrformation.


Und das Spiel beginnt seitens Rot-Weiß stürmisch und unbeeindruckt von der bisherigen Heimstärke der Wiesbadener, die anfangs offensichtlich verblüfft sind über das couragierte Auftreten. Rot-Weiß gibt erst einmal den Ton an. Das beginnt in der 2. Minute als Tobias Kraulich auf links aus der eigenen Abwehrformation einen langen flachen Pass in die Tiefe spielt zu Nermin Crnkic. Er nimmt den Ball mit, düpiert einen SVWW-Spieler und zieht dann wuchtig sehr zentral aus etwa 18 Metern satt und genau in Richtung rechtes Tordreieck ab. Markus Kolke muss seine erste Glanzparade zeigen, um den Einschlag zu verhindern.

Nur 4 Minuten später liegt der Ball dann an diesem Abend das erste Mal in einem der beiden Tore – dem der Gastgeber. Nach langem Ball aus der RWE-Abwehr durch Tobias Kraulich nimmt Nermin Crnkic diesen in der Wiesbadener Hälfte als zweiten Ball mit und setzt Merveille Biankadi auf der rechten Seite mit viel Übersicht ein. Dessen flacher, nicht unbedingt scharfer Schuss vom rechten Strafraumeck rutscht Markus Kolke auf dem nassen, glitschigen Rasen durch die Hände. Der Ball geht zum 1:0 für den FC Rot-Weiß Erfurt ins Tor.

Verblüffte Gesichter der Gastgeber. Und dabei bleibt es nicht. In der 9. Minute ist es Elias Huth mit dem nächsten gefährlichen Torabschluss über das Tor und der Möglichkeit, auf 2:0 für RWE zu stellen.

Die Gastgeber - bis dahin ohne jeden Torschuss – versuchen Mittel zu finden, sich dem frühen Pressingspiel des RWE zu entziehen. Was ihnen in der 10. Minute gelingt. Sascha Mockenhaupt schlägt von der Mittellinie einen langen hohen Ball hinter die rot-weiße Abwehr in den Strafraum. „Haris“ Chantzopolous verschätzt sich im Stellungsspiel, hinter seinem Rücken läuft SVWW-Torjäger Manuel Schäffler ein, nimmt den herabfallenden Ball gekonnt mit und netzt frei vor Philipp Klewin aus etwa acht Metern zum 1:1 ein.


Reaktion von Rot-Weiß ?

Nermin Crnkic schließt in der 10. Minute nach dem Anstoß im Gegenzug gefährlich ab, verzieht dabei jedoch etwas.

Nach einem Freistoß aus der RWE – Hälfte entsteht durcheinander in der Wiesbadener Abwehr, letztlich legt Elias Huth den Ball zentral zurück an die Strafraumlinie, von der Merveile Biankadis Flachschuss knapp neben den rechten Pfosten geht in der 11. Minute. Rot-Weiß scheint drauf und dran, hier wieder in Führung zu gehen.

Dann gelingt es den Gastgebern allmählich, Rot-Weiß in der Abwehr zu beschäftigen. Die stärkste Phase des SVWW in der ersten Halbzeit bricht jetzt an. Besonders auf der linken RWE-Abwehrseite durch Agyemang Diawusie gegen Tobias Kraulich will der SVWW Tempo und Druck in das eigene Spiel bekommen. In der 18. Minute erreicht Agyemang Diawusie einer jener typischen langen tiefen Pässe des SVWW auf die Außenbahn. Er tanzt Tobias Kraulich aus, spielt eine flache Eingabe überlegt in den Rücken der Abwehr zurück an die Strafraumgrenze. Dort kommt Torjäger Manuel Schäffler erneut an den Ball und zieht sofort unhaltbar für Philipp Klewin genau in das linke untere Eck ab – Tor Nummer 18 der Saison für den Wiesbadener Goalgetter und 2:1 für die Gastgeber. Das Spiel ist gedreht. Und Wiesbaden will jetzt mehr.

Nach Ballverlust von Merveille Biankadi noch in der eigenen Hälfte nimmt Agyemang Diawusie auf der Außenbahn Moritz Kuhn mit, der von der rechten Seite scharf und halbhoch in den Strafraum spielt an den Fünfmeterraum. Der Ex-Erfurter Simon Brandstetter hält den Fuß hinein und verlängert in die linke Ecke zum 3:1 für die Gastgeber, obwohl Philipp Klewin noch mit den Händen dran war. Simon Brandstetter hebt danach fast entschuldigend die Hände vor dem sich dahinter befindlichen RWE-Fanblock, der auch an diesem Freitagabend mit rund 350 treuen Fans gut gefüllt ist.

Kurzzeitig musste man fürchten, das der SVWW jetzt Rot-Weiß überrennt. Nach dem 3:1 war jedoch erst einmal Schluss mit dieser rasanten Auftaktphase der ersten 20 Minuten, in denen die Gastgeber die RWE-Führung gedreht haben mit genau diesen drei Aktionen, die zu den Toren führten. Wenn sie zum Abschluss kommen, sind die Hessen eben extrem effizient.


In der 28. Minute kommt es dann brachial aus dem bis dahin eher stillen Gästeblock – außer beim Torjubel zur Erfurter Führung – in Form der RWE – Vereinshymne, die von den mitgereisten Fans inbrünstig gesungen wird. Beifall dafür gibt es sogar von vielen der nur 2.525 Wiesbadener Zuschauern.


Verletzungsbedingt muss Trainer Stefan Emmmerling in der 31. Minute Kusi Kwame gegen Wilfried Sarr wechseln. Der SVWW kommt in der 38. Minute noch einmal zu einer Chance. Wieder setzt sich Agyemang Diawusie auf der rechten Seite durch, überflankt den Strafraum. Dort kommt erneut Manuel Schäffler zum Abschluss, verzieht jedoch knapp. Ansonsten läuft das Spiel für den Rest der ersten Halbzeit eher zwischen den Strafräumen ohne größere Möglichkeiten für beide Teams.


Mit Beginn der zweiten Halbzeit haben die Gastgeber die erste Möglichkeit. Unmittelbar nach Anpfiff zieht Sebastian Mrowca aus gut 25 Metern flach und scharf ab knapp neben den linken Pfosten.

In der 54. Minute setzt Tugay Uzan einen Schuss an, ein Wiesbadener Spieler klärt den Ball mit der Hand im Strafraum. Die bis dahin sehr gut leitende Schiedsrichterin Frau Dr. Riem Hussein pfeift jedoch nicht, sieht kein strafbares Handspiel in der Aktion.

Das Spiel plätschert jetzt beidseits wieder etwas dahin, hat in der Phase nicht die Rasanz der ersten Halbzeit. In der 66. Minute entschließt sich Trainer Stefan Emmerling, Tugay Uzan gegen Lion Lauberbach zu wechseln.

Und der Youngster führt sich sofort richtig ein. 2 Minuten nach seiner Einwechslung wird Lion Lauberbach nach einem schönen Spielzug aus der eigenen Abwehr auf links schön von Theodor Bergmann mit einem flachen Pass in den Lauf eingesetzt. Lion Lauberbach geht in den Strafraum, wird vom Gegenspieler hart bedrängt und gezogen. Er behält dennoch die Übersicht und überwindet Markus Kolke mit einem Flachschuss zum 2:3-Anschlusstreffer in das lange Eck, erzielt so sein erstes Drittligator.

Nun bekam das Spiel plötzlich wieder Fahrt, weil vor allem Rot-Weiß Erfurt zulegte und jetzt den Willen erkennen ließ, das 3:3 machen zu wollen. Zuerst ist es Merveille Biankadi in der 78. Minute mit einem knapp verzogenen Torschuss. In der 81. Minute köpft Elias Huth nach Flanke von Lion Lauberbach zu hoch über das Tor.

In der 85. Minute wird nach Pass von Tobias Kraulich zu Nermin Crnkic ein schöner Spielzug auf der linken Seite vorgetragen. Nermin Crnkic sieht rechts den freien Luka Odak und spielt einen feinen Pass flach und quer auf die andere Seite nach rechts zu Luka Odak, der aus gut 20 Metern den Abschluss probiert. Kevin Pezzoni wirft sich dazwischen und verhindert den Ausgleich. Auch im 160. Drittligaspiel gelingt Luka Odak kein Tor. In der 85. Minute ist es dann der nach vorn geeilte Kapitän Jens Möckel, der nach weitem Flugball von Wilfried Sarr mit einem Kopfball abschließen will, den Ball aber nicht voll trifft und daneben köpft.

Der Gastgeber will die drei Punkte behalten und verlegt sich im eigenen Stadion nun auf das Kontern bei Ballverlusten von RWE. In der 87. Minute entwischt Maximilian Dittgen auf der linken Seite, flankt gefährlich vor das Tor. Den Kopfball von Stephan Andrist kann Philipp Klewin klären. Zwei Minuten später dasselbe Muster. Wieder entwischt Maximilian Dittgen auf der linken Seite und kommt mit Tempo zur Grundlinie. Die flache scharfe Eingabe verarbeitet Stephan Andrist mit straffem Schuss aus etwa zehn Metern, schießt dabei Manuel Schäffler an, der direkt auf der Torlinie steht und von dem der Ball zum 4:2-Endstand in das Tor springt.

Danach gibt es minutenlange Diskussionen um dieses Tor, da der Linienrichter eine Abseitsstellung des angeschossenen Manuel Schäffler anzeigt. Letztendlich legt Schiedsrichterin Frau Dr. Riem Hussein fest, dass es ein reguläres Tor war und gibt den Treffer. Beim Schuss von Stephan Andrist steht RWE-Kapitän Jens Möckel noch hinter der Linie im Tor und hebt damit das vermeintliche Abseits von Manuel Schäffler auf.


Am Ende gewinnt der Gastgeber verdient, weil er effizienter und kaltschnäuziger beim Abschluss ist. Die Wiesbadener zeigen in der Schlussphase auch ihre Stärke im schnellen Umschalten von Defensive auf Offensive. Rot-Weiß Erfurt zeigt trotzdem ein beherztes Spiel, in dem die gravierenden Saisonprobleme wie Nutzen der Torchancen und Fehler der Defensive erneut zur Niederlage führen. Die Mannschaft bekommt trotzdem nach dem Spiel den Beifall der treuen RWE-Fans für ihren über weite Strecken beherzten Einsatz in diesem Spiel.


Bereits am Mittwochabend um 19 Uhr – sofern die aktuellen Witterungsbedingungen das zulassen – startet Rot-Weiß in Teil zwei dieser englischen Woche beim Nachholspiel gegen den VfL Osnabrück. Um dann am Samstag um 14 Uhr erneut im heimischen Steigerwaldstadion das Team des SC Fortuna Köln zu empfangen.


RO

19.03.2018 \ 1. Mannschaft