Das gab es schon lange nicht mehr im Steigerwaldstadion. RW Erfurt verliert mit 0-3 gegen Aufsteiger Lotte und die Zuschauer feiern dennoch ihre Mannschaft. Es war die Anerkennung für ein bis zur 75. Minute überlegen geführtes Spiel. Wohl eines der besten Heimspiele der Saison, dem nur ein Tor für den RWE fehlte. Dann schlugen die Gäste zu und die wacker kämpfenden Rot-Weißen gingen am Ende optisch hoch geschlagen und sogar in Unterzahl vom Platz.

Drückend überlegen war der RWE schon vom Anpfiff weg. Und die gut 4100 Zuschauer rieben sich verwundert die Augen. Mit gutem, flüssigen Kombinationsspiel erfreuten sie den eigenen Anhang. Zahlreiche Torchancen erarbeiteten sie sich dabei auch. Immer wieder rückten auch die Innenverteidiger Möckel und Erb mit nach vorne. Lotte hatte Schwerstarbeit in der eigenen Deckung zu verrichten. Die Hünen Nauber und Rahn im Zentrum und Torwart Fernandez kamen kaum zum Luftholen. Doch sie hielten dem Druck stand. Auf der anderen Seite war Erfurts Schlußmann Klewin nahezu beschäftigungslos. Nur zwei Fernschüsse flogen mal an seinem Kasten vorbei. Kurz vor dem Seitenwechsel hatte Bergmann die dickste Gelegenheit für Rot-Weiß. Es wäre so gut gewesen, wenn er getroffen hätte.

In der ersten Halbzeit haben wir viel Glück gehabt. Rot-Weiß war uns taktisch und technisch überlegen. Wir hätten uns zur Halbzeit nicht über einen Rückstand beschweren brauchen."

Lotte-Trainer Ismail Atalan

Mit Beginn der 2 Halbzeit das gleiche Bild. Auch personell beließ es RWE-Trainer Krämer bei der Formation des 1. Durchgangs, auch wenn einige seiner Jungs geschwächt von einer Grippe waren. Doch alle Spieler gaben alles, rannten, rackerten, gingen beinahe über ihre Grenzen. Allein, das ersehnte Führungstor wollte und wollte nicht fallen. Die beste Gelegenheit dazu bot sich in Halbzeit 2 in der 61. Minute für Goalgetter Kammlott. Doch obwohl die Torentfernung gering war, hatte er einen zu spitzen Winkel beim Abschluss, so dass Lotte-Keeper Fernandez das Duell gewann.

Allmählich kamen nun auch die Pokalhelden aus Westfalen mal nach vorne und - was für ein Schock - sie trafen. Flanke Langlitz von rechts und Mittelstürmer Sane aus der Drehung: 0-1 (77.). Das Spiel, mit dem ersten Schuss auf das Erfurter Tor, stand auf dem Kopf. Doch damit nicht genug. Drei Minuten später flog Vocaj nach Foul gegen Langlitz mit Gelb-Roter Karte vom Platz. Die Hausherren völlig ausgepumpt und demoralisiert. Jetzt hatte Lotte leichtes Spiel, konterte geschickt und traf durch Freiberger (86.) und erneut Sane (89.) noch zweimal zum Endstand von 0-3.

Auch wenn sich das jetzt doof anhört, ich bin mit der Leistung meiner Mannschaft über weite Strecken zu frieden. Wir haben in der ersten Halbzeit wenig falsch gemacht, nur das Tor hat gefehlt. In der zweiten Halbzeit haben wir das Spiel auch im Griff gehabt ohne den Druck ausgeübt zu haben. Das 3:0 war unnötig, weil wir dieses Tor hergeschenkt haben, Das Tor kann im Abstiegskampf fehlen."

Rot-Weiß-Trainer Stefan Krämer

Was optisch deutlich aussieht, war in Wirklichkeit also ein anderer Film. Rot-Weiß bestimmte über lange Zeit den Hergang und wurde am Ende brutal ausgekontert. Sie gaben alles und gingen dennoch, sogar unter Applaus, als Verlierer vom Platz. Gleichwohl bleibt festzuhalten: Wer keine Tore schießt, der kommt im Fußball nicht ans Ziel. Dieses Manko haftet der Mannschaft schon seit Monaten an und muss schleunigst abgestellt werden, sonst wird es sehr, sehr eng. Noch aber hält Erfurt als Viertletzter knapp den Kopf über Wasser. Kommende Woche reisen die Jungs zur Kölner Fortuna. Das wird kein Karnevalsvergnügen.

18.02.2017 \ 1. Mannschaft