​3059 treue RWE – Fans – abzüglich 7 Großaspacher, die gekommen waren – hatten bei schönstem Frühlingswetter den Weg in das Steigerwaldstadion gefunden. Viele sicher mit der Erwartung, bei feststehendem Abstieg der Mannschaft, noch einmal Drittligafußball in der zu Ende gehenden Saison zu sehen und man sich vertraut macht mit jungen, bisher weniger bekannten Spielern, die möglicherweise in der nächsten Saison das Gerüst der RWE – Mannschaft bilden könnten.

Als Schiedsrichter Nicolas Winter sehr pünktlich in der 90. Minute das Spiel abpfiff, waren gut zwei Drittel der Erfurter Zuschauer gar nicht mehr im Stadion anwesend und hatten längst frustriert das heimische Steigerwaldstadion verlassen. Selbst die aktive Fanszene des Vereines – bisher stets treu hinter der Mannschaft stehend – hatte lange vor Ende des Spieles ihre Block- und Zaunfahnen abgehängt sowie fast geschlossen die heimische Fankurve bereits einige Zeit vor dem Abpfiff verlassen.

10 Jahre ist der FC Rot-Weiß Erfurt nun in Liga 3 gewesen. Kein einziger Verein hat das bisher geschafft. 377 Ligaspiele absolvierte RWE und sammelte dabei 478 Punkte ein. Es gab in 10 Jahren Liga 3 auch einmal derbe Niederlagen für Rot-Weiß Erfurt – die sich punktuell über die Jahre verteilen und eher als Ausrutscher verstanden werden können. Das von den 15 ergebnismäßig schlechtesten Spielen in 10 Jahren in Liga 3 allerdings gleich 5 Spiele aus der aktuellen Saison – dabei 4 Spiele nur aus der laufenden Rückrunde – zu dieser Kategorie des FC RWE gehören, war wohl dann auch am Samstagnachmittag selbst für die härtesten Fans von Rot-Weiß bei allem guten Willen und Treue zum Verein des Schlechten Zuviel.
Dass man die Negativrekorde an höchsten Niederlagen in der Liga 3 generell und dann speziell in gleich zwei aufeinanderfolgenden Heimspielen toppt, wurde von den Fans nicht mehr toleriert.
Nach dem 0:5 gegen den Chemnitzer FC vor 14 Tagen im Steigerwaldstadion setzte man am Samstagnachmittag mit einer indiskutablen Leistung und einem 0:6 – in dem sich die Mannschaft nahezu ohne Gegenwehr vorführen ließ – den Rekordnegativpunkt. RWE bezog die höchste Niederlage in Liga 3 überhaupt.
Den Gästen der SG Sonnenhof Großaspach reichte eine solide gespielte Drittligapartie, um Rot-Weiß regelrecht zu zerlegen. Mit Anpfiff der Partie bekam Rot-Weiß Erfurt keinerlei Zugriff auf das Spiel. Gut organisiert in Defensive sowie Offensive zogen die Württemberger ihr Spiel auf und erarbeiteten sich gegen RWE ein gutes Dutzend an Chancen. Der Ball lief bei den Gästen in sauberem Passspiel durch die Reihen, ohne das RWE Zugriff auf Ball und Gegner bekam. Immer wieder wurde dann in hohem Tempo vor allem über die Außenbahnen der Weg zum Erfurter Tor gesucht.
So stand es dann auch schnell 0:1 durch den auffälligsten Gästespieler Timo Röttger (6.). Weitere Möglichkeiten durch Timo Röttger (9.) und Pascal Sohm (19.) schlossen sich an.
In der 19.Minute gelang Rot-Weiß der einzige durchdachte offensive Spielzug in den gesamten 90 Minuten, der zu einem Eckball führte. Den gut getretenen Ball von Theodor Bergmann erreichte am Fünfmeterraum Charalampos Chantzopoulos, der einen wuchtigen Kopfball Richtung lange Ecke setzte, jedoch von einem Aspacher Spieler auf der Linie geklärt wurde und es nicht den Ausgleich für Rot-Weiß gab. Vielleicht wäre das Spiel dann etwas anders verlaufen. Denn ab diesem Zeitpunkt gab es seitens Rot-Weiß Erfurt keine nennenswerten Offensivaktionen mehr.

Die Gäste aus dem Fautenhau stellten mit ihrem flotten Spielaufbau Rot-Weiß Erfurt immer wieder vor erhebliche Probleme. Vielfach zu langsam in den Beinen und im Kopf, mit vielen einfachen Fehlern bei eigenem Ballbesitz, kaum Gegenwehr sowie oft in den Zweikämpfen unterlegen lud man Sonnenhof Großaspach förmlich zum Tore schießen ein. Wie vor dem 0:1 unterlief RWE erneut ein Ballverlust, der den Großaspacher Pascal Sohm in der Folge allein vor Philipp Klewin auftauchen ließ. Philipp Klewin konnte dann nur noch auf Kosten eines Strafstoßes klären – Yannick Thermann nahm dankend an und stellte auf 0:2 (27.). Dann probierte sich Timo Röttger erneut (32.). In der 37.Minute das 0:3 – ein Rückpass auf Philipp Klewin versprang diesem bei der Ballannahme. Sebastian Bösel konnte dies ausnutzen und des Ball im leeren Tor unterbringen. In der 40. Minute war es Jeff Denis Fehr, der noch vor der Pause auf 0:4 stellte. Das Halbzeitresultat war selbst von der Höhe verdient für die Gäste.

So ging es dann in Halbzeit zwei weiter, trotz 3-fach Wechsel von Trainer Stefan Emmerling in der Halbzeitpause. Shquiprim Binakaj schloss einen Aspacher Angriff entschlossen mit dem 0:5 (54.) ab. Der eingewechselte und quirlige Makana Baku stellte dann zum Entsetzen der Erfurter Zuschauer auf 0:6 (70.). Und die Gäste hatten immer noch nicht genug, spielten weiter flott nach vorn gegen eine in allen Belangen unterlegene und überforderte RWE-Mannschaft. Der eingewechselte Saliou Sane ließ die Chance auf 0:7 liegen (82.) und scheiterte dabei an Philipp Klewin.
Dem gegenüber standen in der 75. Minute der erste Torschuss von Rot-Weiß durch Elias Huth nach langer Zeit und ein geblockter Abschluss von Morten Rüdiger (83.).

Am Ende zahlten die von Stefan Emmerling eingesetzten jungen Spieler hohes Lehrgeld, weil auch ihre älteren und erfahreneren Mitspieler nicht in der Lage waren, der Mannschaft Führung und Halt zu geben.

Am nächsten Sonntag empfängt der FC Rot-Weiß Erfurt zum vorletzten Heimspiel den nun ebenfalls als Absteiger feststehenden SV Werder Bremen II um 14.00 Uhr.


23.04.2018 \ 1. Mannschaft