​Liebe Freunde des FC Rot-Weiß Erfurt, zum Jahreswechsel wird die Sehnsucht oft in Form von Vorsätzen kultiviert. Unsere wurden darüber hinaus sogar personalisiert. Mit Alfred Hörtnagl als Sportvorstand und Thomas Kalt als Geschäftsführer sind zwei absolute Top-Leute ihres Fachs zum FC Rot-Weiß gestoßen.

Liebe Freunde des FC Rot-Weiß Erfurt,

zum Jahreswechsel wird die Sehnsucht oft in Form von Vorsätzen kultiviert. Unsere wurden darüber hinaus sogar personalisiert. Mit Alfred Hörtnagl als Sportvorstand und Thomas Kalt als Geschäftsführer sind zwei absolute Top-Leute ihres Fachs zum FC Rot-Weiß gestoßen. Mit ihnen soll die Not ein baldiges Ende haben und eine Vision Einkehr halten. Der Vorsatz lautet: Mit allem, was uns zur Verfügung steht, zuerst den Klassenerhalt sichern, um dann zielstrebig aber mit Augenmaß in einem neuen Stadion mittelfristig zurück in Richtung 2. Liga zu steuern. Dafür braucht es den Glauben daran, dass wir es alle gemeinsam schaffen können.

Nach dem Spielausfall an diesem Wochenende schlägt am kommenden Mittwoch für dieses Ziel in Heidenheim die Stunde Null. Dann beginnt die in den letzten Tagen vorgestellte "Mission 2016". Es ist der Moment, bis zu dem sich idealerweise jeder im Verein, jeder Sponsor, aber auch jeder Fan, energetisch positiv für dieses Ziel aufladen und jedem inneren und äußeren Zweifel mit einem "YES WE CAN" versuchen sollte zu begegnen.

Das dieser in den vergangenen Tagen vorgestellte Weg dabei nicht sogleich zwingend Eingang in jedermanns Verständnis findet, ist nicht verwunderlich. Schließlich befinden wir uns derzeit sportlich und finanziell in beunruhigenden Verhältnissen. Es fällt daher vielen Menschen schwer, sich in so durchgreifende Dinge wie die "Mission 2016" gerade jetzt hineinzudenken. Vor allem jenen, die von einer auf Erfahrung beruhenden Grundstimmung der Skepsis durchtränkt sind und in deren Kopf das Wort "Perspektive" deshalb z.Z. kaum Platz findet. In ihnen wuchert vielmehr die Sorge, es sei jetzt nicht der "richtige Zeitpunkt" von einer besseren Zukunft zu reden. Vielmehr müssten die Tage bis zum Klassenerhalt erst einmal erfolgreich erduldet und erlitten sein, ehe man nach vorne blicken dürfe. In ihren Ohren mag manches daher vielleicht so klingen, als ob surreale Gedanken ihre Scherze mit der augenblicklichen Not treiben.

Diesen Ängsten gegenüber will sich niemand ruhmredig überheben. Jeder im Verein weiß um die aktuelle Lage. Jeder im Verein weiß auch, dass im Fußball nicht weniger wie in jedem anderen gesellschaftlichen Bereich beinahe schon alles gesagt und schließlich doch wieder relativiert worden ist. Deshalb sind Zweifel zunächst eine verständliche Reaktion. Aber man kann nie zur Verbesserung eines Zustandes mehr beitragen, als sofort. Der jetzige Moment ist nämlich immer der Richtige. "Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen", ist keine volksweisheitliche Leerformel. Man sollte zudem nie sein Gehör für verfeinerte Darstellungen und nützliche Aspekte verlieren, so wie sie vom neuen Sportvorstand Alfred Hörtnagl und von Geschäftsführer Thomas Kalt in den vergangenen Tagen formuliert worden sind.

Mit ihnen agieren nunmehr zwei Personen auf der Rot-Weißen Bühne, wie sie meines Wissens kein Ligakonkurrent auch nur annähernd vorweisen kann. Vor der Presse und auf der Fanveranstaltung der Vorwoche haben beide versucht ein Bild mitteilbar zu machen, das als Überzeugung in ihnen lebt. Sie haben insbesondere dafür geworben das Mögliche nicht gleich durch gedankliche Zäune und Mauern zu begrenzen. Ohne zu behaupten, sie könnten Weisheit destillieren, machten ihre Vorstellungen auf sympathische Weise den Eindruck des Wohlerwogenen. Ich empfinde ihre Ausführungen als meinen Vorstellungen geradezu verwandt und möchte jeden der auch so denkt ermuntern zu helfen, den geistigen Boden im kritischen Erfurt für die "Mission 2016" aufzulockern. In einer Zeit, in der das Understatement schon fast zur Tugend erhoben worden ist, gefällt es mir außerordentlich, wie Alfred Hörtnagl und Thomas Kalt, mit Ehrgeiz und nobler Passion, aufs Große und Ganze gehen. Dabei haben sie sich sogar ausdrücklich in Selbstverpflichtung genommen als sie die Messlatte bewusst hoch auflegten. Mehr kann man nicht verlangen. In 40 Monaten werden wir um ihre und unser aller Hochsprungqualitäten wissen.

Der Fußballer Hörtnagl wird dabei auf alle bauen, die sich die Wonnen der Bequemlichkeit versagen, die die Komfortzonen verlassen wollen, um für die Rot-Weiße Mission auf dem Platz zu kämpfen. Ich bin sicher, er will und wird die vorhandenen und künftigen Kräfte an die dafür erforderliche Pflicht binden, um daraus ein belohnendes Gelingen für den Weg des Vereins zu ziehen. Für die sportlich notwendigen Maßnahmen soll dabei die Exceltabelle des "pragmatischen Kaufmanns" Kalt in den kommenden Monaten die wirtschaftlich erforderlichen Zahlen auswerfen. Beiden ist bewusst, dass sie eine schwere Aufgabe übernommen haben. Doch während der sportlich Verantwortliche für seine Pläne u.a. im eigenen Nachwuchsbereich schon "Gold" schimmern sieht, hat der "Mann der Zahlen" bei Durchsicht der Bücher Insignien des Wohlstands leider nicht feststellen können. Gerade deshalb ist Thomas Kalt, gemeinsam mit Andre Ockenfels und den Mitarbeitern unseres Vermarkters IMG darauf angewiesen, dass alle, denen der Verein etwas bedeutet, ihm jetzt bei seinen merkantilen Zukunftsbausteinen helfen (Ihr konkreter Inhalt wird hier auf der Homepage dargestellt) und eigene Zweifel an dem Projekt bekämpfen.

Sie dürfen sicher sein, dass Rolf Rombach, ein Mann mit einem ausgeprägten Sinn für die Fliehkräfte des Erfurter Publikums, wusste wen er verpflichtete. Ihm war und ist insbesondere klar, dass er zwei Männer gewinnen konnte, die auf unterschiedlichen Gebieten liegende, herausragende Kompetenz besitzen. Für ihre Verpflichtung stand nur ein kurzes Zeitfenster zur Verfügung. Bis zum Mai, wenn die Meisterschaftsrunde vorbei sein wird, hätten wir beide vielleicht nicht mehr bekommen können, da sie ggfs. bereits andernorts unterschrieben hätten. Männer mit ihrem Charakter und ihrer Vita sind nicht immer und zu jeder Zeit zu haben. Sie sind glücklicherweise aber jetzt schon da und ganz sicher nicht gekommen, um sich an eine unscheinbare Zukunft in einem zwar schönen, aber fußballerisch doch irgendwie abseitigen Winkel der Republik an Wald- und Wiesenseeligkeit gewöhnen zu wollen. Sie möchten etwas bewegen und ihre Konzepte weisen klare Kante aus. Mit ihnen hat etwas Aufstrebendes Einzug gehalten, das alle unterstützen sollten, weil es dazu führen könnte, dass das etwas fad gewordene Rot-Weiße Label bald wieder leuchtet.

Der Schriftsteller Martin Walser hat einmal einen Satz geprägt, über den wir alle im Zusammenhang mit dem nunmehr propagierten Ziel einmal nachdenken könnten. Er lautet: "Es gibt manchmal eine Sehnsucht, die sich irgendwie nicht richtig zu entfalten weiß. Erst wenn man sich ihr überlässt, taut sie auf, kommt in Fluss und strahlt klare Bilder aus, die bis dahin unverloren schliefen". Ich finde, dies trifft den Rot-Weißen Gemütszustand recht gut. Die Sehnsucht nach gutem und größerem Fußball lebt in allen Rot-Weißen, die ich kenne. Geben wir uns dieser Sehnsucht doch einfach einmal vorbehaltlos hin. Entreißen wir uns gemeinsam der Verdrossenheit. Lassen wir die komatöse Kraft des Zweifels hinter uns. Der Verein braucht eine "jetzt geht `s los"- Stimmung und wünscht sich für diese Sache Zulauf von allen Seiten.

Wer verstehen kann, was ich schreibe, der verstehe es. Wer aber nicht, der lasse es bitte ungelästert und ungetadelt. Schenken Sie nützliche Anregungen, statt unsachliche Kritik. Beteiligen Sie sich alle konstruktiv an den großen Grundsatzdebatten und kleinteiligen Detailforschungen, wo immer es möglich ist. Manches wird gewiss Eingang in unsere Überlegungen finden. Lassen Sie uns alle insbesondere mehr als Einheit verstehen und nach außen auch so auftreten. Unterstützen Sie Alois Schwartz und seine Mannschaft auch in schweren Stunden. Auch bei Rückschlägen. Denn unser Wunsch und unser Vorhaben bedeutet nicht, dass wir mit dem Personalzuwachs in der Leitungsebene nunmehr in Drachenblut gebadet hätten und unverwundbar wären. Denn Raum für Niederlagen, auf und abseits des Platzes, werden wir auch weiterhin einplanen müssen. Aber ein glänzendes Motiv für ein beständiges gemeinsames Wieder-Aufstehen, bei fortwährend kontinuierlicher Arbeit und dem Glauben an den Erfolg, könnte doch die Freude über die Vorstellung sein, das die Kameras des Fernsehens in 3 1/2 Jahren, zum Vereinsjubiläum im neuen Stadion vielleicht feuchte Blicke der Hingerissenheit in Großaufnahme einfangen werden. Oder sehen Sie das anders?

Im latainischen gibt es einen Spruch der mir in diesem Zusammenhang auch gefällt: Ad omne opus bonum paratus (zu jedem guten Werk bereit). Lassen Sie, lasst uns, gemeinsam zu diesem Werk bereit sein. Lasst uns gemeinsam aus der von Angst geprägten Kurzsichtigkeit Denkens entfliehen und den Horizont neu abstecken. Lasst uns alle mithelfen, dass Realität und Vision zu einer großen Sache fusionieren, auch wenn diese Aussicht unter den Skeptikern im Moment noch einen herben Reiz hat. Lasst uns mit dem Obama-Spruch "YES WE CAN" die Zuversicht wieder aus dem Exil zurückrufen.

Herzliche Grüße
Ihr
Wilfried Mohren

26.01.2013 \ Mohrens Einwurf