Normalerweise hat Fabian Gerber in Gesprächsrunden gestandene RWE-Fans vor sich. Am Montag, in der Turnhalle der Johannesschule in der Rosa-Luxemburg-Straße, wird der größte seiner 34 erwartungsvollen Fans maximal 1,40 Meter gemessen haben. Das kleine Auditorium - Schülerinnen und Schüler der Klassen eins bis vier - kam gut vorbereitet zum Smalltalk mit dem Cheftrainer des FC Rot-Weiß, der als Fußballprofi in Hannover, St. Pauli, Ingolstadt, Mainz, Freiburg und auf Kreta 266 Spiele bestritt. Eine Schulstunde lang wurde Fabian Gerber, der seit vier Jahren in Erfurt den Trainerhut aufhat, mit Fragen gelöchert.
Talya durfte starten. Wie lange er schon Trainer sei. Neun Jahre. Wie viele Pokale er schon im Schrank habe, wollte Noah wissen. „Nur einen, als wir Oberliga-Meister geworden und in die Regionalliga Nordost aufgestiegen sind. Aber ich hätte endlich gern den Thüringenpokal in meiner Sammlung“, machte der 45-Jährige kein Geheimnis aus seinen Avancen.
Die Kinder hatten vom bekanntesten Fußballklub der Stadt einen Satz Tickets für das Heimspiel gegen den VFC Plauen am 25. April bekommen. Das wurde bekanntlich fast vergeigt. Durch ein Eigentor in der Nachspielzeit gingen zwei Punkte flöten. Ob das für ihn schlimm gewesen sei, wollte Michel von Fabian Gerber wissen. Na klar habe er sich geärgert, so die Antwort. „Wir hätten das Spiel gewinnen müssen“. Aber so etwas gehöre im Fußball halt dazu und rumgetobt habe er auch nicht in der Kabine. Das sei nicht sein Stil. Den Eigentorschützen Ben-Luca Moritz habe er danach getröstet und nicht angeblafft. Er sei kein Trainer vom Typ Rumpelstilzchen, aber wenn es nötig sei, könne er auch mal laut werden.
Wann er mit dem Fußball begonnen hat, wollte Nina wissen. Als Kind schon habe es ihm Spaß gemacht, dem Ball hinterherzujagen, im Verein mit sechs Jahren, als Profi mit 17. Wer ihm das Fußballspiel beigebracht habe, wollte Maria wissen. Na klar, Vater Franz, der 18 Jahre lang als Fußballprofi in der ersten und zweiten Bundesliga und in den USA gespielt hat und heute Sportdirektor bei den Rot-Weißen ist.
Hugo wollte es ganz genau wissen. Welcher Spieler bei RWE sein liebster sei, wollte er wissen. „Das sind alles meine Jungs, alles feine Kerle, ich bin auf alle stolz“, sagt der Chefcoach diplomatisch. Und welcher Bundesligaspieler sein Liebling sei, hakte Osman nach. „Jamal Musiala“, kommt es wie aus der Pistole geschossen. Und wen würde er nach Erfurt holen, wenn er könnte. Klarer Fall: Musiala und Florian Wirtz. „Aber da müssten wir etwas höherklassiger spielen und genug Geld haben“, sagt Gerber und lächelt amüsiert.
Wie viele Rote Karten er bekommen habe (eine), welche Nummer er als Profi auf dem Trikot hatte (7; 8; 10; 24 und 28), welcher Verein in seiner Profizeit der schwierigste Gegner gewesen sei (Bayern, Dortmund, Sevilla) - die Neugier bei den Knirpsen war groß. Warum Marco Wolf eine Maske gegen Plauen aufhatte, was er als Trainer verdiene, ob er schonmal ein Freistoßtor geschossen habe (er hat) und wie oft die erste RWE-Mannschaft trainiert - Fabian Gerber hatte für alle kleinen Fragerinnen und Frager eine zufriedenstellende Antwort. Und es wundert nicht, dass alle gern wieder ins Stadion zu einem Heimspiel „ihres“ FC Rot-Weiß gehen würden.
Zum Abschied gab es für alle je eine Gerber-Autogrammkarte, Aufklebesticker und einen RWE-Stift. Der Lohn: strahlende Gesichter. Eine Kinderhand ist bekanntlich schnell gefüllt. Und der Chefcoach könnte durchaus mit seinem Besuch den einen oder anderen neuen RWE-Fan für die Zukunft gewonnen haben.
Verfasst von Michael Keller
06.05.2025 \ Allgemeines